Ich schreibe diesen Artikel eigentlich um mir das Leben einfacher zu machen. Denn in letzter Zeit habe ich wieder vermehrt Fragen zu meiner (zugegeben) merkwürdigen Schuhwahl bekommen. Denn wer mich schon mal beim Wandern oder Trail Running in den Bergen gesehen hat kennt diesen Anblick: An den Füßen oft nichts weiter als ein Paar dünne Sandalen. Die Kommentare, die man von BergsteigerInnen in steigeisenfesten Wanderschuhen bekommt, kann man sich vorstellen.
Was sich viele aber nicht vorstellen können ist für mich selbstverständlich: Die dünnen Sohlen, viel Platz für die Zehen und der direkte Kontakt zum Boden helfen meinem Körper gesund zu bleiben und Verletzungen zu vermeiden. Meine Muskeln, Sehnen und Gelenke haben sich über die Zeit wieder angepasst und können die Aufgaben übernehmen, die die Evolution für sie „vorgesehen“ hat: Stützen, ausgleichen und abfedern.
Wie kam es dazu?
Rückblickend fühlt es sich natürlich immer so an, als ob alles einen Sinn ergibt. Aber ehrlich, als Kind hatte ich nach dem Basketballtraining schon oft schmerzende Füße in den (anscheinend) zu schmalen Basketballschuhen. Auch der Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule schon mit jungen 19 Jahren deutete darauf hin, dass der Körper irgendwie nicht ganz richtig „steht“. Es dauerte dann aber bis 2013 und dem Start unserer Paleo-Phase bis das Thema Barfußlaufen und -schuhe bei mir ankam. Und spätestens nachdem ich eine Hüttenwanderung in meinen Trail-Sandalen absolviert hatte (weil ich mir kurz vorher den kleinen Zeh angebrochen hatte und der Fuß in keine Wanderschuhe mehr passte), war der Umstieg für mich auf Barfußschuhe abgeschlossen.
Seitdem trage ich ausschließlich Barfußschuhe. Und nein, nicht nur Sandalen (auch wenn es bei Temperaturen oberhalb von 15°C fast den Anschein macht). Es gibt mittlerweile zum Glück eine riesengroße Auswahl an sinnvollen (und mittlerweile auch halbwegs ansehnlichen) Modellen.
Wie fange ich an?
Oft werde ich gefragt, wie man am besten mit der Umstellung auf Barfußschuhe anfängt. Einfach ein paar neuer Barfußschuhe kaufen und los? Ganz so einfach ist es nicht. Aber ich bin auch hier kein Experte und kann mich nur auf eigene Erfahrung berufen. Es gibt natürlich genug Ressourcen in diesem schönen Internet, die z.B. diese Tipps bereit halten:
Langsam anfangen (nicht von 0 auf 100 umstellen)
Auf den eigenen Körper hören (nicht über die Grenzen gehen)
Unterstützendes Fußtraining absolvieren
Den für dich richtigen Barfußschuh finden (mehrere Modelle testen)
Nach dem Umstieg nur noch Barfußschuhe nutzen
(Quelle: Freilauf Methode)
Und noch von mir: Auch mal öfter wirklich barfuß gehen (ohne Schuhe, z.B. Zuhause, im Garten, am Strand oder auf Wanderwegen).
Welche Barfußschuhe soll ich kaufen?
Auch hier möchte und kann ich keine konkrete Empfehlung geben. Ich persönlich trage fast ausschließlich Sandalen von Shamma oder LUNA sowie Schuhe von Vivobarefoot und mittlerweile auch mal Feelgrounds. Man muss aber auch dazu sagen, dass die Auswahl für mich aufgrund von Schuhgröße 49 etwas eingeschränkt ist… Also probiere aus und schau was für dich passt. Wichtig sind nach meiner Erfahrung viel Platz in der Zehenbox, eine halbwegs dünne Sohle, keine Sprengung (Höhenunterschied vorne-hinten) und guter Halt am Hacken (eben keine Flip-Flops).
Immer und für jeden geeignet?
Wie gesagt, ich bin kein Barfußcoach (ja, so etwas gibt es mittlerweile). Ich denke aber, dass prinzipiell jeder halbwegs gesunde Fuß und Körper mit ein wenig Zeit & Training sich wieder an das Barfußlaufen (bzw. in entsprechenden Schuhen) gewöhnen kann und davon sogar profitiert. Ich stelle mir Schuhe mit zu viel Dämpfung und Stabilisierung vor wie eine „Krücke“, die Funktionen übernimmt, die eigentlich auch der Körper übernehmen könnte.
Nun ist es aber so, dass sich natürlich auch die Belastungen mit der Zeit verändert haben und es bestimmt einige Anforderungen gibt, wo Barfußschuhe eher unangebracht sind. Für mich z.B. zählen lange Läufe auf hartem & ebenem Untergrund (z.B. Asphalt) dazu. Meine Konsequenz: ich verzichte auf diese Art von Training und gehe vermehrt auf Bergpfaden und Wanderwegen laufen, wo die Belastungen stärker variieren.
Inspiration statt Empfehlung
Immer wieder in den letzten 10 Jahren haben sich auch Freunde & Bekannte von meiner Schuhwahl inspirieren lassen und tragen mittlerweile Barfußschuhe oder (Trail-) Laufsandalen. Dieser Text soll aber nur meine Erfahrungen widerspiegeln und keine Empfehlung sein. Wenn du das Bedürfnis spürst das Barfußlaufen für dich auszuprobieren, dann mach das. Wenn nicht, dann kommst du auch mit „normalen“ Schuhen durchs Leben.
Und anstatt diese Geschichte nun jedesmal zu erzählen, wenn ich auf meine „Jesuslatschen“ angesprochen werde, kann ich in Zukunft auf diesen Artikel verweisen.
PS: Hier sind gute Quellen für die weitere Recherche:
Freilauf Methode (Workshops, Online Kurse, etc.)
Vivobarefoot (Schuhmarke, die auch Wissen vermittelt)
Go Free Concepts (hier gibt es u.a. meine geliebten Sandalen)
Das Buch „Born to run“ von Christopher McDougal (unterhaltsam, informativ)
PS 2: Ich empfehle niemandem mit Sandalen in die Berge zu gehen.